„Die Apfelstädt braucht mehr Wasser und das soll sie auch bekommen“
So lautete die Ankündigung des Umweltministeriums und der Thüringer Fernwasser (TFW) auf der Veranstaltung im Bürgerhaus Apfelstädt am 6. September. Blicken wir gemeinsam einmal hinter die Kulissen:
Bereits eine Woche zuvor wurden der LAVT, Bürgermeister Christian Jacob und einige Vertreter der Bürgerinitiative „Lebensraum Apfelstädt“ zu einem Gespräch nach Erfurt geladen um in die geplanten „Wasserhilfslieferungen“ eingeweiht zu werden. Alle waren sich einig, dass endlich miteinander gesprochen werden muss. Aber gleichzeitig wurde uns auch verdeutlicht, wer am längeren Hebel der Entscheidungen sitzt! Den Anwesenden wurde durch die Geschäftsleitung der TFW schnell klar gemacht, „wir machen dass nun so, entweder macht ihr mit oder lasst es bleiben“. Entsprechend desillusioniert arbeiteten wir mit. In der Folge wurden nachfolgende Pläne im Bürgerhaus als Lösung vorgebracht: Am Pegel Georgental 1 soll eine mittlere Abgabemenge von 400 l/s nicht unterschritten werden. Diese Abgabemenge soll erhöht werden, wenn es nicht genügt, um die Apfelstädt ausreichend mit Wasser zu versorgen. Um dies zu gewährleisten, soll das Talsperren-Management dynamisiert werden Dies bedeutet, mehr Wassereinspeicherung im Winterhalbjahr um dies im Sommerhalbjahr an den Fluss abzugeben. Das Thüringer Landesamts für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) richtet weitere Messstellen entlang der Apfelstädt ein, um diesen Vorgang über 5 Jahre zu begleiten. Ein Begleitausschuss, besetzt mit Umweltverbänden, der Bürgerinitiative und anderen Mitwirkenden wird gebildet um den Prozess zu begutachten. Gemeinsam mit dem Landratsamt wird sichergestellt, dass das mehr an Wasser nicht über den Flößgraben abgeleitet wird Bereits am Folgetag, dem 7. September sollte die Mehrabgabe an die Apfelstädt beginnen. Schon im Laufe der Darstellung dieser Lösungsansätze gab es viele emotionale Äußerungen aus dem Publikum. Die Stimmung erhitzte sich zunehmend. Abhilfe konnten da auch die Antworten zu den Fragen aus der Bevölkerung in der folgenden Diskussionsrunde nicht bringen. Wenig konkretes wurde von den Verantwortlichen vorgebracht und Einsicht schon gar nicht. Auch konkrete Vorschläge von Fachleuten aus dem Publikum, wie einige Lösungsansätze umgesetzt werden sollten, wurden ignoriert. So beispielsweise, dass man anfangs, wenn man wieder mehr Wasser in die Apfelstädt lässt, erst einmal eine kleine „Flutwelle“ vorschickt, um die Versinkstellen zu überspühlen. Die Einschätzungen der Bürgerinitiative und des LAVT zu den Lösungsansätzen sind nahezu identisch. Keinesfalls genügen die 400 l/s um den Fluss am Leben zu erhalten. Dies bestätigen auch unsere Beobachtungen seit Beginn des Testlaufs bis heute. Maßgeblich für den Fluss ist der Pegel Ingersleben und nicht der Pegel Georgental 1. Die aus unserer Sicht, illegale Wasserabführung über die Westringkaskade wird nicht angetastet. Das Ministerium und auch die TFW bleiben den Bürgern die geforderten Umweltverträglichkeitsprüfungen schuldig. Das TLUBN, vertreten durch seinen Präsidenten Mario Suckert, sehen dazu keine Notwendigkeit, obwohl aus unserer Sicht hier ein behördliches Einschreiten geboten wäre. Die nun begonnenen Beobachtungen und Tests lassen den Landkreis Gotha zum „grünen Experimentierkasten“ des Ministeriums werden. Diese Prüfungen hätten weit vor dem Ausbau der Westringkaskade durchgeführt werden müssen. Wie Staatsekretär Dr. Burkhard Vogel im MDR und auch auf Antenne Thüringen kund tat, sollen mit diesen Maßnahmen nunmehr verloren gegangenes Vertrauen wieder hergestellt werden. Wir meinen, dazu gehört zuallererst eine gepflegte Fehlerkultur. Das Eingeständnis, dass die Westringkaskade der Todesstoß für die Apfelstädt war. Bei der Veranstaltung im Bürgerhaus verstärkte sich bei uns die Meinung, dass der Ausbau der Westringkaskade in Laissez-faire Weise und verantwortungslos voran getrieben wurde, man nun vor einem Millionengrab steht und nun eben versucht die Sache irgendwie zu retten. Frau Siegesmund tritt nicht mehr vor die Bevölkerung, sicher ist es ihr zu heiß geworden. Nun sollen Andere die Kohlen aus dem Feuer holen.
Quelle
Bild von Jörg Mansch
Text von Rico Heinemann
Burgen-Blick
Erschienen in der Ausgabe: 01. Oktober 2022