Burgen-Blick - Serie alte Gebäude - Wasserburg Schwabhausen

Die Feuer des Thüringer Teufels

Serie: Gebäude-Geschichten

Die Wasserburganlage in Schwabhausen wurde einst vom Eigentümer selbst in Brand gesteckt! Schwabhausen Jeder kennt die Burg Gleichen als Sitz des berühmten Grafengeschlechts, dessen wohl bekanntester, freilich sagenhafter Vertreter, zwei Frauen ehelichte. Doch die Grafenfamilie wohnte natürlich noch auf vielmehr Adelssitzen. Einer davon war die Wasserburg Schwabhausen. Überhaupt waren die Drei Gleichen nicht die einzigen Burgen in unserer Region, in Günthersleben gab es z.B. ein, heute leider abgerissenes Wasserschloss und auch in weiteren Orten existierten Burganlagen.

Wer heute auf der Bundesstraße 247 von Gotha Richtung Ohrdruf durch Schwabhausen fährt, hat wohl kaum einen Blick für das etwas zurückgerückte Gebäudeensemble rechts des Verkehrsweges übrig. Es steht anstelle der ehemaligen Wasserburg und ist lediglich noch Einheimischen als Wasserschloss oder Wasserburg bekannt. Gelegentlich hört man auch noch die Bezeichnung „Domäne“ oder „Altes Schloss“. Allerdings zeigen die heute noch vorhandenen Baulichkeiten eher das Erscheinungsbild eines ländlichen Gutshofes, der noch teilweise von einem Wassergraben umgeben ist. Es wird vermutet, dass die ursprüngliche Burganlage zum Schutz der Straßen über den Thüringer Wald errichtet wurde und nicht besonders groß war. Im 12. Jahrhundert werden Ritter von Schwabhausen erwähnt, deren Besitz wohl später an die Gleichengrafen ging.

Die größte geschichtliche Berühmtheit errang die Wasserburg Schwabhausen durch den „Thüringer Teufel“. Diese Bezeichnung geben manche Historiker dem Grafen Siegmund I. von Gleichen, der einer der bedeutendsten Vertreter des Grafengeschlechtes war und durch seine damals enorme Körpergröße beeindruckte. Er wurde 1421 geboren und starb 1494. Er nahm an unzähligen kriegerischen Handlungen teil, zog mit den Heerführern seiner Zeit gegen die bedeutenden Städte Soest und Nürnberg. Noch lange nach dem Ableben Siegmunds wurden auf der Kettenburg in Gräfentonna, dem Stammsitz der Grafen von Gleichen, Teile seiner Rüstung und die Stiefel gezeigt. Alles war riesig und soll bei zeitgenössischen Betrachtern Erstaunen und Bewunderung ausgelöst haben.

1450 und 1451 erlebte nicht nur das Land um die Drei Gleichen eine bewegte Zeit. Es waren die Jahre des Sächsischen Bruderkrieges (1446 bis 1451), die Grafen von Gleichen hatten sich mit dem Herzog Wilhelm verbündet, die Stadt Erfurt stand auf der Seite des Kurfürsten Friedrich von Sachsen. 1450 ging als „feuriges Jahr“ in die Annalen unserer Heimat ein, denn damals loderte über zahlreichen Orten die Brandfackel. Die Stadt Erfurt überfiel die Dörfer der Grafen von Gleichen. Dafür setzten die Grafen die Erfurter Dörfer in Brand. Ganz besonders muss sich Graf Siegmund beim Brandstiften hervorgetan haben, oder es wurde ihm nur angedichtet. Die Notwendigkeiten und Gebaren der damaligen Zeit können wir heute wohl kaum beurteilen. Um zu vermeiden, dass seine Burg Schwabhausen in die Hände der Feinde fiel, zündete Graf Siegmund sie einfach selbst an. Diese Begebenheit wird immer wieder erwähnt, mehr oder weniger bildhaft beschrieben und brachte ihm wohl endgültig den Titel „Thüringer Teufel“ ein.

An diese bewegten Zeiten erinnert heute an der Wasserburganlage in Schwabhausen kaum noch etwas. Bereits im Dreißigjährigen Krieg wurden die Baulichkeiten abermals zerstört. In den weiteren Jahrhunderten erfolgten stetige Um- und Neubauten. Nach und nach werden die noch bestehenden Gebäude renoviert und leuchten frisch durch die Bäume hindurch. Der Wassergraben träumt vor sich hin, die Nebengebäude verraten, dass hier einst eine große Landwirtschaft betrieben wurde. Die Mauerreste von Ställen und die architektonisch ansprechende Eingangsanlage ziehen den Betrachter in den Bann und machen Lust auf das Leben auf dem Lande ohne Bruderkrieg und Thüringer Teufel.

Quelle

Foto + Text von Dirk Koch

Burgen-Blick

Erschienen in der Ausgabe: 24. April 2021