Thüringer Trachtenjugend zum Weiterbildungswochenende
„Das Gegengewicht am Fahnenstab besitzt eine wichtige Funktion. Es dient dazu, dass die Fahne im Gleichgewicht in der Hand liegt.“ Frank Hößel aus Kaltenlengsfeld ist voll in seinem Element, als er Conrad neugierig auf´s Fahnenschwingen macht. Das war das Hauptanliegen des gemeinsamen Wochenendes der Thüringer Trachtenjugend Anfang September in Zella Mehlis: Neugierig machen auf gelebte Tradition und Grundsteine für die Zukunft legen. Interesse wecken. Neugierig waren Kinder und Jugendliche aus der Landeshauptstadt Erfurt, dem Landkreis Gotha, dem Wartburgkreis, den Kreisen Schmalkalden Meiningen und Hildburghausen. Den idealen Ort bot das hochgelegene Schullandheim Zella-Mehlis, dessen Team um die Leiterin Cornelia Eff sich hervorragend um die Trachtengäste kümmerte. Ein typisches Thüringer Instrument, dass mit Zella-Mehlis und vor allem Suhl in Verbindung steht, ist und war die Cister, auch als Zimpel oder Thüringer Waldzither bekannt. Sie spielte eine große Rolle, als zum Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Thüringer Trachtengruppen ihr Tun begannen. Von Finsterbergen sind zahlreiche Postkarten im Archiv des Thüringer Landestrachtenverbandes e.V. zu finden, die die damals Aktiven beim Cisterspiel zeigen. Bereits 2014 machte die Thüringer Trachtenjugend Bekanntschaft mit der Cister, als das Thüringer Wettspinnen im Suhler Waffenmuseum ausgetragen wurde. Dort ist unter anderem der Verein der Freunde der Waldzither e.V. aktiv, zu dem wir in Person der Museumspädagogin Doris Eckardt aus Suhl in Kontakt stehen. Matthias Wiewiora begrüßte uns in seiner Cisternwerkstatt im Suhler Ortsteil Heinrichs, die sich in einer ehemaligen Kapelle befindet. Es ist bereits ein Jahr vergangen, seit die Landestanzgruppe der Thüringer Trachtenjugend zur THÜRIADE auf dem Petersberg in Erfurt ihren großen Auftritt hatte. Ein Jahr, in dem es Zeit für Neues wurde. „Mittlerweile haben wir einige Tänze mehr im Repertoire, so Jürgen Schiecke aus Brotterode. Er reist seit seinem Eintritt in den Ruhestand gern zwischen den Gruppen hin und her, um reinzuschnuppern, anzuleiten und Netzwerke zu knüpfen. Und natürlich den ein oder anderen neuen Tanz aufzuschnappen. Wie den Waldecker bei den Tabarzer Trachtenfreunden, der nun ins Repertoire der Thüringer Trachtenjugend aufgenommen wurde. Mit Erfolg. Neben dem, im Thüringer Trachtenverband lange schon praktizierten Fahnenschwingen, hatte Frank Hößel noch Neues mitgebracht. Ein Schwachpunkt in der Thüringer Trachtenfamilie besteht nach wie vor in der Begleitung der Tänze mit Instrumenten. In den vergangenen zwei Jahren hat Franks Kaltenlengsfelder Folkloretanzgruppe die Veeh-Harfen entdeckt, die sie mit Förderungen ankaufen konnte. Dieses Instrument zeichnet sich dadurch aus, dass es relativ einfach ohne Vorkenntnisse erlernt werden kann. Mittlerweile geben zwei Frauen zum wiederholten Male Adventskonzerte in der Kaltenlengsfelder Dorfkirche. Ja, und ein wenig adventlich gemütlich klang es auch durch das Schullandheim, als sich die Ersten an den von Frank mitgebrachten Harfen ausprobierten.
Quelle
Bild und Text von Dirk Koch
Burgen-Blick
Erschienen in der Ausgabe: 05. November 2022