Eine Ikone der Kultur
Wir saßen am 2. November 1982 in der alten Gemeindeverwaltung Wechmar zusammen, um in Vorbereitung des Bachjahres 1985 und der 1200 Jahrfeier Wechmars 1986 eine Ortsgruppe Heimatgeschichte zu gründen. Kaum hatte die Versammlung begonnen, ging die Türe auf und mit Schwung kam Marlies Peters herein. Viele der damals dichtgedrängt sitzenden verließen die Gruppe wieder, es war zu viel Arbeit. Marlies, Hannelore, Knut und Arthur blieben und die Arbeit begann, zu der schon im nächsten Jahr Anita, Hildegard, Ingeborg, Renate und Karl-Heinz hinzustießen. Weit mehr als dreieinhalb Jahrzehnte hat Marlies Peters als Gründungsmitglied den Wechmarer Heimatverein mit seinen heute 150 Mitgliedern geprägt und ihm ihre unverwechselbare Stimme gegeben. Am Montag, 14. Dezember 2020 hat sich ihr Lebenskreis nach langer Krankheit geschlossen.
Marlies war im November 1945 geboren und fand Aufnahme bei liebevollen Pflegeeltern in Wechmar. Es war ihre Großmutter Auguste Walther, die sie schon von Kindesbeinen prägte und der sie wohl die tiefe Heimatverbundenheit zu verdanken hatte. Schon frühzeitig war für sie klar das sie Grundschullehrerin werden möchte. Ihre Abschlussarbeit im Beruf schrieb sie folgerichtig zum Thema „Wechmar – mein Heimatort“. Ihr Mentor dabei war der große Wechmarer Pädagoge und Ortschronist Kurt Ludloff. Marlies Leidenschaft war die Sprache und sie konnte ihre unverkennbare Stimme vielseitig einsetzen, so nicht nur im Chor des Wechmarer Heimatvereins sondern auch bei den bisher fünf Theateraufführungen der „Veit-Bach-Festspiele Wechmar“. Mundart schwatzen, das übte sie gern und war mit bei den Mundartschwätzern, die unter Leitung von Dr. Hans Hochberg die Muttersprache erhalten. Gern trug sie ihre Wechmarer Festtracht, mit der sie stolz den Time Square in New York eroberte und über die Festplätze der Welt schwofte. Sie hat über vier Jahrzehnte junge Menschen in Wechmar als Grundschullehrerin geprägt, hat ihnen das wichtigste im Leben, das Wissen um die Heimat vermittelt. Marlies war eine gesellige Mitbürgerin und so war sie sich nie zu schade, wenn es galt auszuhelfen auf den Tanzsälen des Dorfes die Gäste zu bedienen. Vierzig Jahre bis zu seinem Tod 2007 war sie mit dem Pädagogen Uwe Peters verheiratet, dessen Leidenschaft als Schiedsrichter im Fußball sie teilte. Bei vielen Spielen stand sie am Spielfeldrand und schaute ihrem Uwe zu oder ging nebenher mit ihrem Hündchen spazieren.
Unvergessen bleibt Marlies Peters auch als Akteurin im Wechmarer Carnevals Verein, wo sie ab Mitte der 70er Jahre jede Saison mit einem neuen Schlager von Margit Sponheimer oder Helga Hahnemann ihr Publikum eroberte. Ihren größten Bühnenerfolg feierte sie dabei mit dem, für sie umgeschriebenen Titel „Dann heirat doch dein Büro“ von Katja Ebstein. Sie trällerte in Parodie auf ihren Schiedsrichter-Ehemann „Dann heirat doch deinen Ball“ und das Publikum tobte, ließ sie minutenlang nicht von der Bühne herunter. Sie war natürlich auch Mitglied der WCV-Frauen, wo sie als Radfahrende Nonne oder Jungfräulein die Bühne stürmten. Sicherlich ist die Peter-Frankenfeld-Szene „Herr Doktor, mir ist schwindlig“, auf die sie musikalisch antworte: „Das bildet man sich ein“, eine lebenslange Erinnerung. Große und kleine Anekdötchen verbinden sich mit der Lebensgeschichte von Marlies Peters, die sie noch viele Jahre in der Erinnerung ihrer Freunde wachhalten wird.
Der Wechmarer Heimatverein trauert um sein Gründungsmitglied und fühlt sich in seiner Trauer ihren drei Kindern und deren Familien auf das engste verbunden.
Quelle
Foto von Pixabay – Goran Horvat
Text vom Wechmarer Heimatverein
Burgen-Blick
Erschienen in der Ausgabe: 30. Januar 2021