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Burgen-Blick - Lebensraum Apfelstädt erhalten

Landesanglerverband Thüringen zur Situation der Apfelstädt

Liebe Freunde der Apfelstädt,

wir, der Landesanglerverband nehmen Stellung zu den vom Deutschen Bundestag beschlossenen, massiven Eingriffen in Fließgewässer. Diese werden von unserem Verband schon seit über drei Jahrzehnten konsequent in unzähligen Stellungnahmen und Positionspapieren verurteilt, denn genau diese negativen Entwicklungen der Zerstörung unserer Fließgewässer und deren Lebensgemeinschaften kennen wir auch in Thüringen.

Das aktuellste und gleichzeitig auch das dramatischste Beispiel, was in dieser Form in Deutschland wohl beispiellos ist, ist die momentan fast komplette Trockenlegung der Apfelstädt und die Inkaufnahme des Sterbens eines naturschutzfachlich und fischereilich hochwertigen Fließgewässerbiotops auf einer Länge von über 30 km im Interesse der Stromerzeugung. Dieser Vorgang und hier geht es allein um die kommerzielle Nutzung von Wasser, macht einen wütend und fassungslos. Das Ganze wird umso unverständlicher, da dies unter Verantwortung des „grünen“ Umweltministeriums passiert und selbst deren Lobbyverbände wie NABU und BUND diesem Umweltverbrechen tatenlos zuschauen. Alle Gespräche unseres Präsidenten und der Geschäftsleitung in den vergangenen zwei Jahren mit den Verantwortlichen, insbesondere im Umweltministerium und unsere konstruktiven Vorschläge und Lösungsansätze, haben zu keinem Ergebnis geführt, obwohl die Rechtslage eindeutig ist. So finden die Interessen von Kommunen, Bürgerinnen und Bürger, Anliegern, Bürgerinitiativen, Unternehmen, gemeinnützigen Vereinen und Verbänden, sowie geltendes Naturschutz-, Wasser- und Fischereirecht einfach keine Beachtung mehr. Diese Art von Politik bzw. der Umganges mit den Anliegen und Sorgen von Bürgerinnen und Bürgern zerstört das Vertrauen in den Rechtsstaat.

Unser Verband, der an einem sachlichen, konstruktiven Miteinander und gemeinsamen Lösungsansätzen interessiert ist, stets das sachliche Gespräch mit den Verantwortlichen gesucht hat, kann diese Art des Umgangs und die aktuelle Umwelt- und Naturschutzpolitik in vielen Punkten so nicht mehr akzeptieren. Wir befinden uns in einem Wahljahr und jeder sollte sich die Mühe machen und sich die Versprechungen aus den aktuellen Wahlprogrammen und dem was davon tatsächlich eingelöst wurde, sehr genau anschauen.

Dieses Statement ist für uns wichtig. Die kleine Wasserkraft hat in Deutschland noch nicht einmal einen Anteil der Bruttostromerzeugung von 0,5 %, das heißt, ihr Anteil für den Klimaschutz ist verschwindend gering. Dafür zerstören wir jedoch unsere ökologisch hochwertigen Fließgewässerbiotope und vernichten unsere heimische Flora und Fauna. Einfach ein ökologischer und letztendlich auch wirtschaftlicher Wahnsinn, für den wir als Steuerzahler zur Kasse gebeten werden. Dabei sollten wir, wie am Beispiel der Apfelstädt nicht vergessen, dass durch falsche politische Entscheidungen auch ein Stück Heimat und Lebensqualität verloren gehen. Das bereits jetzt über zwei Drittel der heimischen Fischarten in Thüringen in ihrer Existenz bedroht sind bzw. kurz vorm Aussterben stehen scheint die verantwortlichen Politiker offensichtlich nicht zu interessieren. Unser Verband wird die Thüringer Parteien und ihr Führungspersonal am Ergebnis ihrer Politik messen. Gleichzeitig werden wir auch 2021 Wahlbausteine und soweit es die Corona-Situation zulässt, ein fischereipolitisches Forum vorbereiten. Wir wünschen uns hier eine breite Unterstützung der Öffentlichkeit. Die unzähligen, positiven Reaktionen auf unsere Radiokampagne 2020 zur prekären Situation unserer heimischen Fischarten (siehe www.lavt.de) zeigte uns, dass wir auch für ein nicht so bekanntes Thema eine breite Öffentlichkeit sensibilisieren können, wenn wir die richtigen Instrumente wählen.
Wir wünschen Ihnen allen eine gute Zeit und bleiben Sie optimistisch. Petri Heil!

 

Quelle

Foto von Jörg Mansch
Text von Dietrich Roese, LavT e.V.

Burgen-Blick

Erschienen in der Ausgabe: 30. Januar 2021