Bürgerversammlung der Bürgerinitiative „Lebensraum Apfelstädt“
Die Bürgerinitiative „Lebensraum Apfelstädt“ hatte am 25. März zur Bürgerversammlung im Gemeindesaal in Günthersleben/Wechmar eingeladen. Viele aktuelle Entwicklungen sollten im Rahmen einer Podiumsdiskussion vorgestellt werden. Als Teilnehmer wurden Vertreter der Landesregierung, der Thüringer Fernwasser sowie der Umweltverbände geladen, um offen die verschiedenen Positionen darzustellen. Dieser Einladung folgten Dietrich Roese, Vorstand Landesanglerverband Thüringen (LAVT), Ronald Bellstedt, Vorsitzender des NABU Gotha und natürlich Christian Jacob als Vertreter der Gemeindeverwaltungen entlang der Apfelstädt. Leider konnte vom BUND sowie von der Landesregierung bzw. der TFW kein Vertreter begrüßt werden! Rico Heinemann führte durch die Veranstaltung, die von einigen Bürgern der näheren Umgebung besucht wurde.
Ronald Bellstedt stellte dar, dass der Nabu intern bereits festgestellt hat, dass mit Planung der Westringkaskade eine FFH-Prüfung hätte durchgeführt werden müssen. Rechtsanwältin Angela Markert verdeutlichte klar die rechtlichen Hintergründe, was im Rahmen der Nutzung der Westringkaskade geschehen ist. Nach Ihrer klaren Auffassung fehlt es beispielsweise an den Grundlagen zur Übertragung von Wasserrechten aus DDR-Zeiten, worauf sich die TFW insbesondere stützt.
Dietrich Roese erläuterte, dass der Vorschlag des Umweltministeriums, den Speicher Wechmar zur Niedrigwassererhöhung der Apfelstädt zu nutzen, nicht brauchbar ist. Da kommt nur „totes Wasser“ in die Apfelstädt! Weiterhin sei es traurig, dass sich die Politik bei solchen Veranstaltungen raus hält. „Durch Olaf Möller (ehem. Staatssekretär für Umwelt und Naturschutz) sind wir zu Dumm verkauft worden. Wir wehren uns jetzt!“
Christian Jacob konnte verdeutlichen, dass man schon seit vielen Jahren am Thema arbeitet. Die Bürgerinitiative ist den Gemeinden „zur Seite gesprungen“, was richtig viel Druck verursacht hat. „Dafür vielen Dank!“ Das hier nicht nur wilde Argumente vorgebracht werden, sondern wissenschaftlich gearbeitet wird, konnte der Statistiker Prof. Dr. Michael Stützer verdeutlichen. Er hat offizielle Daten von der TFW und von Ministerien der Landesregierung erhalten. Diese wurden von ihm statistisch klar dargestellt, woraus ein klarer Zusammenhang des Niedrigwassers der Apfelstädt und der Westringkaskade zu sehen ist. Diese Ergebnisse hatte er auch bereits Bediensteten des Ministeriums präsentiert. Die Aussage dort: „Ich kann nicht sagen, dass das richtig ist!“ Und, nachdem Olaf Möller ihm unterstellt hatte, dass er absichtlich falsche Zahlen verwendet hat, musste er sich bereits einen Anwalt nehmen!
Weiterhin wurde dargestellt, dass es sich bei der Betrachtung der Wassersysteme rund um die Apfelstädt und die Talsperren um ein sehr komplexes System handelt. Der gesamten Thüringer Wald ist im Bereich der Talsperren mit einem umfangreichen Stollensystem verbunden. Somit werden die Abflüsse über die Apfelstädt aber auch über die Ohra und die Gera beeinflusst. Hinzu kommt die Entnahme von Trinkwasser und Brauchwasser aus den Talsperren. Diese Ausbeutung wird von der TFW immer weiter voran getrieben, aktuell auch noch mit den erheblichen Wassermengen für das Batteriewerk Catl.
Auch die Flora und Fauna der Apfelstädt wurde betrachtet. Dr. Dirk Mattern hat selbst erforscht, dass zahlreiche der sehr gefährdeten Arten der Köcherfliege in der Apfelstädt beheimatet sind/waren. Insgesamt ist die Apfelstädt so artenreich, wie sonst nur die Tropen. Somit zählt dieses Gebiet zu den wichtigsten Flüssen in Thüringen!
Durch diese große Übereinstimmung der Ansichten und Fakten wurde abschließend erstmals eine klare, gemeinsame Position bezogen. „Wenn es in den nächsten 3 Wochen keine klare Position des Petitionsausschusses bzw. der Landesregierung gibt, wird der Weg einer Sammelklage durch LAVT, NABU, Anrainergemeinden und Bürgerinitiative vorbereitet!“
Quelle
Bild und Text von Jörg Mansch
Burgen-Blick
Erschienen in der Ausgabe: 09. April 2022