Der Kirchturm – Großreinemachen und offenes Denkmal
Jeder kennt die weit aufragende Landmarke des Kirchturmes der St. Walpurgis Kirche. Mit seinen über 40 Metern überragt er jedes Wohnhaus in Apfelstädt. Der Tag seiner Grundsteinlegung ist durch eine steinerne Inschrift mit dem 29. April 1396 erstaunlicherweise exakt belegbar. 1996 wurde demzufolge mit einem großen Fest sein 600jähriges Bestehen gefeiert. In den Jahren davor erfolgte die letzte umfassende Sanierung des gesamten Bauwerkes.
Ebenso fand in diesen Jahren die letzte grundlegende Innenreinigung statt. Überlieferungen erzählen von mindestens zwei großen Wagenladungen Vogelkot die damals hinausgetragen wurden. Durch die dazumal erfolgten Sicherungs- und Ausbesserungsarbeiten kann dieses Ausmaß an Verschmutzung glücklicherweise nicht wieder Einzug halten. Aber es ist trotzdem erstaunlich welche Mengen sich allein als feiner und feinster Staub in zweieinhalb Jahrzehnten wieder ansammeln können. Diesem neuerlichen Schmutz zu Leibe zu rücken, war ein schon länger angedachtes Projekt des Apfelstädter Traditions-Männerverein und der Kirchgemeinde Apfelstädt.
Anlässlich des nunmehr 625-jährigen Jubiläum wurde es in diesem Jahr konkret. Am 21. August fanden sich Freiwillige aus den Reihen des Männervereins, verstärkt durch Posaunenchor und weitere Gemeindemitglieder zur Turmfege ein. Bewaffnet mit einer Armada an Staubsaugern ging es dem Dreck der Jahrzehnte zu Leibe. Eine vorherige Arbeitsschutzbelehrung durch Pfarrer Bernd Kramer – nicht ohne besonderen Grund – inclusive. Pünktlich 12 Uhr musste unbedingt eine Bierpause eingelegt werden, da dann zum Mittagsgeläut eine der großen freischwingenden Glocken in Bewegung gesetzt wird und ein Aufenthalt in der Glockenstube dann nicht nur durch den Lärm strapazierend, sondern ungemein gefährlich werden kann. Der Arbeitseinsatz selbst dauerte noch einige Stunden länger, die Versorgung mit Speis und Trank durch den Kirchenrat war jederzeit gesichert. Es wurden auch einige Ecken gereinigt, die den Freiwilligen der 90er Jahre wohl entgangen waren. Unter einer mehr als 30 cm dicken Lage Schmutz hinter einer Treppe, fanden sich alte Zeitungsausschnitte der 1960er Jahre und sogar vom April 1890. Der Einsatz hat sich gelohnt – der Turm ist nun wieder einmal besenrein von ganz oben bis ganz unten. Alle Beteiligten waren sich einig, dass bis zum nächsten solch artigen Einsatz nicht wieder 25 Jahre vergehen sollen.
Was nützt aber ein sauberer Turm, wenn er wieder für Jahre verschlossen wird? Zum Tag des offenen Denkmals – in Apfelstädt traditionell immer samstags am 11. September sollten erstmals nach langer Zeit wieder Turmbesteigungen für interessierte Einwohner und Besucher ermöglicht werden. Nach umfangreichen Abwägungen und Planungen im Gemeindekirchenrat stand glücklicherweise ein Konzept. Aufgrund enger und gefährlicher Treppenanlagen, sowie nicht abgesicherten Glockenstühlen, kann eine individuelle Besichtigung nicht zugelassen werden. In Kleingruppen unter sachkundiger Begleitung jeweils eines eingewiesenen Führers konnten am Denkmaltag sechs Besteigungen durchgeführt werden. Die Nachfrage war weit größer. Aber mit Einweisung, kurzen geschichtlichen Ausführungen und dem nur einzeln hintereinander zu meisterndem Auf- und Abstieg dauerte eine Runde mindestens 40 Minuten und mehr gab dann der Nachmittag des Pfarrhoffestes leider nicht her. Der offene Kirchturm am Tag des offenen Denkmals war dennoch ein großer Erfolg und den Mitwirkenden ist klar, dass dieses Erlebnis möglichst jedes Jahr, aber auf jeden Fall nicht erst wieder in 25 Jahren angeboten werden soll.
Quelle
Bild und Text von Mario Baumann
Burgen-Blick
Erschienen in der Ausgabe: 25. September 2021