Burgunda Kaufmann, ein Wanderslebener Original
Diese Frau wirkt auch mit Ihren 70 Jahren immer noch unfassbar jung und ist voller Energie. Burgunda Kaufman ist ein Wanderslebener Original und hat das Dorf- und Vereinsleben maßgeblich geprägt. Aus diesem Grund möchten wir uns heute mit ihr unterhalten. Denn mit Burgi, unter diesem Namen ist sie wahrscheinlich den meisten bekannt, kann man wunderbar stundenlang plaudern!
B-B: Liebe Burgi, wir gratulieren Dir ganz herzlich zu Deinem 70. Geburtstag. Eigentlich bist Du seit einigen Jahren in Rente, trotzdem bist Du noch wahnsinnig aktiv. Wie sieht Dein Alltag heute aus?
Burgi: Ich habe mittlerweile einen großen Terminkalender, da ich mir die ganzen Termine nicht merken kann. An zwei bis drei Tagen arbeite ich bei meinem Sohn René im Salon in Gotha. Ich bin immer noch sehr gern für meine Kunden da und fühle mich auch heute noch für meine ehemaligen Auszubildenden wie beispielsweise Khidir, der aus dem Irak stammt und für den ich als Mentorin tätig bin, verantwortlich. Natürlich freut sich mein Mann, dass ich nun öfter zu Hause bin, schließlich hat er mir all die Jahre den Rücken freigehalten. Ich habe ja viele Jahre bis zu 14 Stunden am Tag gearbeitet. Ohne Georg hätte ich das alles gar nicht geschafft.
B-B: Wann und warum hast Du Dich damals entschieden, Dich mit einem Salon selbstständig zu machen?
Burgi: Ich hatte 1980 die Leitung der PGH (Produktionsgenossenschaft) „DieFrisur“ in Gotha übernommen. Damals war ich für über 200 Leute verantwortlich. Diese Erfahrungen kamen mir dann natürlich zu Gute. Nach der Wende hatte sich ja alles aufgelöst und ich wollte mich wie so viele andere selbstständig machen.
B-B: Hattest Du je einen anderen Beruf erlernt?
Burgi: Nein, ich wollte schon immer Friseur werden, ich schneide einfach gern Haare. Mit unserem Beruf kann man Menschen sehr glücklich machen, das hat mir schon immer ein gutes Gefühl gegeben. Als Friseur erfährt man auch viel, da muss man unbedingt gern reden aber auch schweigen können. Man muss keine Ahnung von Fußball haben, aber die wichtigsten Fakten während einer WM sollte man schon wissen. Und ein bisschen Politik, und auf Modefragen sollte man immer antworten können.
B-B: Wie viele Azubis hast Du insgesamt während Deiner Tätigkeit ausgebildet?
Burgi: 40. Ich habe schon immer viel Wert auf Weiterbildung gelegt, das war auch einer der Gründe für unseren Erfolg. Wir haben immer das ganze Jahr über dafür gespart und haben uns dann zu Weiterbildungen angemeldet. Ich habe mit meinen Kolleginnen und Azubis so tolle Bildungsreisen unternommen. Wir waren in Australien, in New York und sogar Las Vegas. An diese Zeiten denke ich gern zurück. Nur Mallorca, da waren wir nie.
B-B: Du bist auch heute noch sehr aktiv beim WNC, dem Wanderslebener Narren Club. Erzähl uns doch mal von der Zeit damals, wie bist Du zum Fasching gekommen?
Burgi: Ich hatte damals als Tanzmariechen begonnen und mich selber trainiert. Das kann man aber mit heute gar nicht vergleichen. Damals musste man sich einmal drehen, dreimal die Beine hochwerfen und war fertig. Ich wurde damals von einem besseren Tanzmariechen abgelöst (lacht), sie hieß glaube ich Sylvia. Mit 16, also so um `66 herum, haben wir dann immer in einer Gruppe trainiert, damals noch in der Banhhofstraße, beim „Grossert“. 1997 haben wir dann den FCKW, den Weiberfasching, gegründet. Erst hieß es noch, „Feiert lieber im Sportlerheim, falls keiner kommt“. Aber man sieht ja, wie groß und bekannt der Weiberfasching heute noch ist.
B-B: Du bist also seit über 5 Jahrzehnten im Fasching aktiv, schminkst und stylst auch heute noch bei jeder Veranstaltung die einzelnen Gruppen, wie z. Bsp. Die GlitterGirls oder den Elferrat. Was treibt Dich an bzw. was motiviert Dich?
Burgi: Mir gibt die Arbeit und das Zusammensein mit den jungen Leuten viel Kraft, ich brauche das. Man lernt dadurch ständig wieder was Neues dazu und das hält mich jung.
B-B: Welchen Rat gibst Du den jungen Leuten, auch besonderes Deinen ehemaligen Azubis mit auf den Weg?
Burgi: Ich sag immer, haut ordentlich auf die Tube und macht Euer Ding. Lasst Euch nicht reinreden und zieht das, was Ihr angefangen habt, auch durch.
B-B: Burgi, eine letzte Frage noch. Woher kommt Dein außergewöhnlicher Name?
Burgi: Meine Oma Berta hat damals in Erfurt als Haushälterin gearbeitet, „in Stellung sein“ hieß das damals. Sie betreute zwei kleine Mädchen, die sind ihr sehr ans Herz gewachsen. Sie hießen Burgunda und Adelgunde. Bei einem Bombenangriff sind beide damals ums Leben gekommen. Meine Oma wollte unbedingt, dass Ihre Enkel einmal so heißen werden… (kurze Pause)… Ich bin so froh, dass ich Burgunda heiße (lacht).
Burgi, wir danken Dir für dieses Gespräch.
Quelle
Foto + Text von M.S. für den Burgen-Blick
Burgen-Blick
Erschienen in der Ausgabe: 17. Oktober 2020