Hexen, Ritter und Folterkammer auf der Wachsenburg
Auf der Wunschliste der Vorhaben der Thüringer Trachtenjugend, die 2023 gemeinsam in Sonneberg aufgestellt wurde, stand ganz weit oben das Thema Hexen und Ritter. Zur Osterferienaktion 2024 wurde das Vorhaben nun verwirklicht. Dies mit einer riesigen, unerwartet hohen Teilnehmerzahl. Die Teilnehmer kamen aus allen Landesteilen, auch aus dem Drei-Gleichen-Land. Übernachtungsort war Gräfenroda, Touren gingen zur Burg Liebenstein und auf die Veste Wachsenburg.
Die Auswahl an Beschäftigungsmöglichkeiten war übergroß: So bot Katrin Lange aus Ponitz das Binden von Reisigbesen an, die dann später beim inszenierten Hexentanz zur Anwendung kamen. Dieser fand auf der Burgruine Liebenstein bei Plaue statt, wobei die Teilnehmer in die verschiedensten Rollen als Hexen, Teufel oder andere Fabelwesen schlüpften. Jürgen Schiecke aus Brotterode hatte mit seinen Tanzworkshops großen Andrang zu bewältigen. Die Projektmanagerin der Thüringer Trachtenjugend, Katharina Neumann, begann mit einigen Muttis verschiedene Handarbeitsthemen. Hier wurde das Interesse nachhaltig geweckt; diese Arbeiten werden fortgesetzt.
Apel Vitzthum und die Belagerung der Wachsenburg im Jahre 1451 haben die Geschichte Thüringens und der Stadt Erfurt bis in die Gegenwart und in die Zukunft hinein geprägt. Apel Vitzthum, heute Interessierten noch bekannt als der Brandmeister von Thüringen, hatte sich in den letzten Monaten des Jahres 1451 einer Belagerung der Wachsenburg durch die Erfurter zu stellen. Sie nahmen die Burg schließlich durch die Untergrabung der Ringmauer durch einen Stollen, den Mansfelder Bergleute gruben.
Leonard Fink und Conrad Zeisig dienten in unserer kleinen Theatervorführung als gehorsame Ritter ihrem doch ziemlich kleinem Herren Apel Vitzthum und hatten dabei ihren historischen Spaß. In der sagenhaften Überlieferung gehören sie zu den drei schrägen Vögeln von der Wachsenburg, die an Schlechtigkeit und Gerissenheit kaum zu überbieten waren. Und wir wissen nun, dass im Zimmer von Apel Vitzthum immer alles rumlag, er gern Grießbrei mit Erdbeeren aß, mit dem Teufel befreundet war und seine Oma es nicht mochte, dass er mit seinen Ritterkumpels abhing. Jedenfalls im Theater! Auf der Wachsenburg konnte die Feriengruppe dann selbst die drei steinernen Kanonenkugeln entdecken, die im Museumsgebäude und im Treppenturm des Rittersaals eingemauert sind und von der geschilderten Belagerung herrühren.
Ein Dank gilt der Burgherrenfamilie der Veste Wachsenburg, Ruth und Georg Wagner, die uns einen Mittagsimbiss und freien Burgeintritt spendierten. Gerade wird das Brunnenhaus mit dem tiefen Burgbrunnen restauriert, das jedoch extra für uns geöffnet wurde. Auch hier wieder eine Verbindung zum Altenburger Land: Auftraggeber war Herzog Ernst der Fromme von Gotha, der ab 1672 auch Herzog in Altenburg wurde. Eine große Attraktion war die Folterkammer, wo wir uns mit wahren Instrumenten der Qual vertraut machten, z.B. dem hochnotpeinlichen Befragungsstuhl und der Eisernen Jungfrau. Uns war allen schnell klar, dass wir bei solchen Verhörmethoden ziemlich schnell gestanden hätten. Für die Delinquenten alter Zeiten war dies traurige Realität. In diesem Zusammenhang sei bereits auf die Buchvorstellung und Burgführung „Brunnen Drei Gleichen“ am 1. Juni um 14 Uhr auf der Veste Wachsenburg aufmerksam gemacht! Nähere Information im nächsten Burgen-Blick.
Quelle
Foto von der Thüringer Trachtenjugend
Text von Dirk Koch
Burgen-Blick
Erschienen in der Ausgabe: 27. April 2024