Herkunft von Stammvater Veit Bach geklärt
Mit Veit Bach beginnt die größte Musikerfamilie aller Zeiten; die musikalisch-Bachische Familie. Am weltgrößten Stammbaum am Scheunengiebel im Hof des Bach-Stammhauses in Wechmar sind 1.520 Namen aus 550 verschiedenen Familien verewigt. Die Genealogen bezeichnen Veit Bach als den Stammvater.
Kein Geringerer als Johann Sebastian Bach selbst hat im „Ursprung der musikalisch-Bachischen Familie“ (Johann Sebastian Bach, 1735) berichtet woher er kam und warum er von dort fortging. Er schreibt „Vitus Bach, ein Weißbäcker aus Ungern, hat im 16ten seculo der lutherischen Religion halben aus Ungern entweichen müssen. Ist dannenhero, nachdem er seine Güter so viel es sich hat wollen tun lassen zu Gelde gemacht, in Teutschland gezogen und da er in Thüringen genugsame Sicherheit vor die lutherische Religion gefunden, hat sich in Wechmar nahe Gotha niedergelassen und seine Beckers Profession fortgetrieben. Er hat sein meistes Vergnügen an einem Cythringen gehabt, welches er auch mit in die Mühle genommen und unter währendem Mahlen darauf gespielet! Es muss doch hibsch zusammen geklungen haben, wiewohl er doch dabey den Takt sich hat imprimieren lernen. Und dieses ist gleichsam der Anfang zu Musik bei seinen Nachkommen gewesen….“.
Der „Ursprung“ ist für uns das wichtigste Dokument zur Familiengeschichte der Vorfahren des Johann Sebastian Bach.
In zahlreichen Veröffentlichungen der letzten mehr als zwei Jahrhunderte wird allerdings als Herkunftsort nicht Ungern sondern Ungarn angegeben. Wie konnte das passieren? Die genealogische Arbeit des Peter Bach jr. bietet eine Erklärung.
Im fast 300 Jahre alten „Ursprung der musikalisch-Bachischen Familie“ sieht das „e“ dem „a“ sehr ähnlich. Nach dem Tod des Johann Sebastian Bach entsteht die Kurzbiographie über ihn. An deren Erarbeitung war auch Carl Philipp Emanuel Bach beteiligt. Dort steht Ungarn statt Ungern. Also, einer der bekanntesten Söhne des Johann Sebastian Bach hat mit dem dann folgenden Verwirrspiel begonnen.
In der ersten Bach-Biographie des Genealogen FORKEL (1802) taucht wieder Ungarn als Herkunftsort des Veit Bach auf. Danach haben Generationen von Bach-Biografen gestritten, gemutmaßt und, bis auf wenige, voneinander abgeschrieben. So mancher Bach-Interessierte hat folglich auch vom falschen Herkunftsort erzählt und geschrieben. Im Jahr 2022 hat Michael Lehner, Genealoge aus Laa an der Thaya, das Ratsprotokoll von 1590 – 1592 Nr. 33 gefunden und darin einen Eintrag entdeckt, aus dem hervorgeht, dass Veit Bach, sesshaft in Hanfthal, vor dem Rat am 2. Oktober 1591 erschienen ist. Die Bestätigung hat er mir selbst im Telefongespräch Ende Mai 2024 gegeben.
Damit ist der Beleg erbracht, dass Veit Bach in Hanfthal lebte. Hanfthal ist der Nachbarort von Ungerndorf, auch kurz Ungern genannt. Der Ort liegt nördlich von Wien unmittelbar an der österreichisch / tschechischen Grenze.
Fazit: Veit Bach kam also aus dem Ungern und nicht aus dem Land Ungarn!
Quelle
Bild von Jörg Mansch
Text von Dr. Hans Hochberg, Förderverein Bach-Stammhaus
Burgen-Blick
Erschienen in der Ausgabe: 26. Oktober 2024