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Burgen-Blick - 150. Geburtstag des Dichters und Politikers Herman Anders Krüger

Ehrung am Grab H. A. Krügers, am 11. August durch das Heimatmuseum, den Krügerverein, die Ev. Brüdergemeine und den ehemaligen Kulturverein Neudietendorf. Teilnehmer v.l.n.r. Arndt Schumann, Roswitha Schmidt, Gisela Findeis, Katharina Böhnig, Pfr.i.R. Christian Theile, Joachim Koch, Dieter Manns und Diana Baier.

150. Geburtstag des Dichters und Politikers

Die Evangelische Akademie Thüringen hatte vor 27 Jahren, am 1. Oktober 1994, zu einem Kolloquium über Herman Anders Krüger (1871-1945) eingeladen, um vergessene Künstler und Politiker „auszugraben“. Zu diesen Persönlichkeiten gehört unbedingt H.A. Krüger, der am 11. August 1871 als drittes Kind des Herrnhuter Predigers und Lehrers Carl Herrmann Krüger in Dorpat (heute Tartu) in Estland geboren wurde. Als hübsche Episode sei hier eingefügt, daß der bei seiner Geburt mithelfende Arzt der frühere Leibarzt des Zaren Alexander II. gewesen ist, wie Krüger später mit einem gewissen Stolz berichtete. Die mütterlichen Wurzeln dieser pietistischen Familie Krüger lagen in Neudietendorf. Hierher kehrte Krüger als etwa Vierzigjähriger zurück; da hatte er sich als Lehrer, Professor, Schriftsteller und Politiker in Deutschland bereits einen Namen gemacht. Im Jahre 1904 hatte Krüger mit dem Roman „Gottfried Kämpfer“ sein erfolgreichstes Buch, mit einer Auflage von beinahe 100.000 Exemplaren vorgelegt.

Als Theaterschriftsteller wurde er mit dem Werk „Der Kronprinz“, einem Stück der „Friedericus – Trilogie“, bekannt. Dieses wurde in Coburg, Hamburg, Halle, Magdeburg, Metz und Meinigen gespielt und fand vielfache Beachtung bei der Kritik. Als vielseitiger Mann entwarf Krüger die Skizzen für seinen Hausbau selbst und ließ seine „Krügerei“ ab 1914, trotz des Krieges errichten. Auch engagierte sich Krüger schon in dieser Zeit bei der liberalen Deutschen Demokratischen Partei, besonders für Bildungs– und Sozialthemen, war Mitglied des Landtages und Minister der ersten Landesregierung Thüringen. Seine leidenschaftlichen Reden im Landtag, für das Bauhaus Weimar, gegen den aufkeimenden Nationalsozialismus und anderes sind noch heute lesenswert. Im eingangs erwähnten Kolloquium wurde der Vortrag des letzten Erfurter Schauspieldirektors Ekkehard Kiesewetter der Höhepunkt der Veranstaltung. Kiesewetter, als Schauspieler und Regisseur mit langer Erfahrung, erläuterte einige Theaterstücke Krügers. Interessant wäre es, wenn heute ein Theater, analog Kiesewetter, ein Krüger-Stück auf die Bühne brächte. Über die Verdienste Krügers in der Politik kann ein eigenes Buch gefüllt werden. Angezogen durch seine charismatische Persönlichkeit, machte er sein Wohnhaus, die Krüger-Villa, vor 100 Jahren zu einer geistig kulturellen Begegnungsstätte, die vom Adligen, wie dem Kommunisten oder dem Sozialisten wie dem Liberalen und Nationalisten gern besucht wurde. Ebenso waren Künstler oft Gäste bei Krüger, wie der Maler Ernst Liebermann, der Dichter Martin Andersen Nexö oder aus der Region der Maler Arthur Rose. H.A. Krüger hatte in seinem Testament im Jahre 1945 sein Wohnhaus mit dem großen Park der Gemeinde Neudietendorf geschenkt, wenn diese das Anwesen für kulturelle und soziale Aufgaben nutzt. Diese großzügige Verfügung wurde nach der Deutschen Einheit 1990 vom Gemeinderat aktiviert, beschlossen und dem Paritätischen Verband übertragen, der mittels des Krügervereins dieses Vermächtnis mit Leben erfüllt.

Den Namen H.A. Krüger tragen seit über 25 Jahren die Regelschule und der genannte Verein in Neudietendorf. Krügers Grab ist auf dem Gottesacker der Brüdergemeine erhalten. Seine Ideenwelt aber ist aktuell geblieben, als Anregung für die heutige Begegnungsstätte in der „Krügerei“ und für Projekte an den Schulen.

Quelle

Bild von Günter Serfling
Text von Arndt D. Schumann

Burgen-Blick

Erschienen in der Ausgabe: 4. September 2021